Kann man in einer halben Stunde einen Menschen wirklich kennenlernen? Schwierig. Dennoch werden viele Jobs hauptsächlich auf Basis eines kurzen Vorstellungsgesprächs vergeben. Wer da oberflächlich sympathisch rüberkommt, hat meist gewonnen – Kompetenz ist eher zweitrangig. Bei einem Assessment Center wird der Kandidat dagegen schon eher auf die inneren Werte geprüft. Doch wer überzeugt hier mehr: der Teamplayer oder das Alphatier?
Auch für Management-Positionen setzen immer mehr Firmen das Assessment Center ein, obwohl sich so mancher Manager denkt, dass seine bisherigen Leistungen doch wohl genug Ausweis seiner Fähigkeiten sein sollten. Dennoch gilt das Assessment Center unter Personalern als ein Test, dessen Ergebnis hohe Validität hat. Schließlich kann man das Verhalten des Kandidaten über einen längeren Zeitraum in Situationen verfolgen, die näher am späteren täglichen Arbeitsablauf als ein Vorstellungsgespräch sind. Die Dauer beträgt üblicherweise mindestens ein paar Stunden bis drei Tage.
Auf konkreten Aufgaben können Sie sich vorab leider nicht vorbereiten. Sie werden von der durchführenden Firma nämlich nicht vorher kommuniziert . Aufgrund der vielen Teilnehmer entsteht sowieso eine Gruppendynamik, die sich nicht vorhersagen lässt.
Und doch gibt es eine Möglichkeit, sich mental auf die Inhalte einzustellen: Wenn Sie wissen, worauf die einzelnen Aufgabenmodelle abzielen, können Sie entsprechend agieren und den Personalern vor Ort positiv auffallen.
Als Jobanwärter müssen Sie allein oder aber in einer Gruppe verschiedene Aufgaben lösen – normalerweise unter Beobachtung von Personalmitarbeitern und zukünftigen Vorgesetzten. Der Fokus liegt auf dem Test der Persönlichkeit des Bewerbers. Es wird geprüft, ob Sie Souveränität und Kompetenz besitzen, inklusive Soft Skills und gegebenenfalls Gruppenverhalten.
Teil eines Assessments ist oft eine Präsentation, vor allem, wenn Sie eine Führungskraft sind. Diese hat dann meist mit Ihrer zukünftigen Tätigkeit zu tun.
Es kann auch sein, dass Sie in einer Fallstudie ein komplexes Problem lösen müssen. Auch hier wird das in der Regel mit zukünftigen Aufgaben thematisch verknüpft sein. Daran gekoppelt kann wieder eine Präsentation sein. Oft gibt es zusätzlich erheblichen Zeitdruck und einen hohen Schwierigkeitsgrad, damit man sieht, wie Sie mit Stress umgehen können.
In Rollengesprächen kann getestet werden, wie Sie sich präsentieren. Zum Beispiel kann ein Meeting simuliert werden. Je nach Beruf kann es sich auch um ein Verkaufsgespräch handeln. Machen Sie sich Gedanken, welche Rollenspiele für den Arbeitgeber in Ihrem Beruf Sinn machen könnten – vielleicht können Sie den späteren Ablauf dann schon halbwegs erahnen und sich entsprechend vorbereiten.
Bei diesem Test müssen die Bewerber meist etwas Physisches konstruieren: Ein kompliziertes Puzzle lösen, eine Brücke zwischen zwei Tischen oder Stühlen bauen, einen besonders hohen Turm aufstapeln oder Ähnliches. Alle notwendigen Materialien werden zur Verfügung gestellt und nun geht es darum, innerhalb kürzester Zeit eine Lösung für die gesamte Gruppe zu finden.
Natürlich ist auch in einem Assessment Center ein Vorstellungsgespräch enthalten. Hier aber immer in der Form eines durchstrukturierten Interviews. Bereiten Sie sich darauf vor, dass man von Ihnen erwartet, in einer knappen Zeit etwas sagen zu können, was Ihren zukünftigen Arbeitgeber von sich überzeugt.
Im Laufe des Bewerbungsprozesses steht Ihnen die Teilnahme an einem Assessment Center bevor? In unserem individuellen Coaching bereiten wir Sie darauf vor. Dabei gehen wir mögliche Übungen aus dem Assessment Center mit Ihnen durch und erarbeiten Workflows zur optimalen Vorbereitung auf das Auswahlverfahren. Melden Sie sich jetzt für ein Bewerbungscoaching an!
Ebenfalls im Assessment Center punkten können Sie, wenn Sie sich Gedanken über das – mitunter gewünschte – Verhalten machen. Reflektieren Sie stets, wie Sie während des Lösens der Aufgaben agieren.
Gruppendiskussionen sind im Assessment Center deshalb so beliebt, weil sich die Bewerber im direkten Vergleich präsentieren. Alle Teilnehmer sitzen in einer Runde und müssen ein bestimmtes Thema diskutieren. Dabei kann der eigene Standpunkt vertreten werden oder eine Meinung, die in einem Briefing vorab festgelegt wurde.
Personalverantwortliche beobachten dabei vor allem die Soft Skills der Bewerber. Welche sozialen Kompetenzen besitzen Sie? Sind Sie ein kommunikativer Mensch? Können Sie die eigene Meinung sinnvoll begründen oder sich gegebenenfalls in andere Denkweisen hineinversetzen?
Hier ist es gar nicht wichtig, als Erster das Wort zu ergreifen. Achten Sie lediglich darauf, dass Sie den anderen gut zuhören, sie persönlich ansprechen und strukturiert argumentieren.
Im Rollenspiel werden Alltagssituationen wie Mitarbeiter- oder Kollegengespräche sowie Verhandlungen mit Drittdienstleistern simuliert. Der Gesprächspartner kann dabei ein anderer Bewerber oder der Personalreferent selbst sein.
Vorab erhält jeder ein kurzes Briefing zu seiner Rolle. Während des Gesprächs wird darauf geachtet, wie Sie Ihrem Gesprächspartner gegenübertreten und wie lösungsorientiert Sie verhandeln. Hinterfragen Sie daher den Standpunkt Ihres Gegenübers, um dessen Anliegen besser zu verstehen und Ihr Einfühlungsvermögen zu beweisen. Nur wenn Sie die Argumente Ihres Partners kennen, können Sie geschickt verhandeln und im Idealfall Ihre Interessen durchsetzen. Das Ergebnis des Gesprächs mit Ihrem Mitstreiter steht hier tatsächlich an zweiter Stelle.
Personaler beobachten beim Konstruktionstest, welche Rolle jeder einzelne Teilnehmer einnimmt: Wer führt die Gruppe an? Wer hat kreative Ideen? Wer agiert still, baut aber fleißig mit? Ob die Konstruktion nach Ablauf der Zeit fertig ist oder nicht, spielt dabei eine untergeordnete Rolle. Besonders tricky: Vielleicht lässt sich das Projekt gar nicht beenden, weil bewusst notwendige Teile weggelassen wurden. In solchen Fällen wird geprüft, ob die Bewerber die Ruhe bewahren oder gar hinschmeißen.
Haben Sie bei dieser Aufgabe immer die ausgeschriebene Stelle im Hinterkopf. Wird eine Führungsperson gesucht? Dann führen Sie! Wird ein kreativer Kopf gesucht? Dann liefern Sie Ideen! Achten Sie allerdings darauf, Ihre Rolle nicht zu stark nach außen zu kehren. Ein gesunder Mix aus Mitmachen, Kreativsein und auch einmal das Wort ergreifen ist hier besonders gern gesehen. Sie sollten lediglich auf einen dieser Bereiche eine besondere Gewichtung legen. Damit zeigen Sie, dass Sie flexibel agieren können, ohne aus den Augen zu verlieren, was Ihr eigentlicher Job im Unternehmen ist.