Herausforderung Agilität: Was macht ein Unternehmen agil?

Was bedeutet Agilität? Drei Unternehmen berichten.
Unter beschriebenen Post-its begrabene Whiteboards – die Versinnbildlichung der Agilität?

Agilität ist in aller Munde. Unternehmen visua­li­sieren Ihre Projektverläufe, skiz­zieren Arbeitsschritte an Taskboards mit­hilfe bunter Klebezettel und üben sich in Reflexion nach getaner Arbeit. Die im Zuge der Digitalisierung opti­mierten Prozesse klingen viel­ver­spre­chend, doch sie treffen noch nicht den Kern des agilen Mindsets.

Agilität ist keine Managementform, die die New Work befür­wor­tende Generation Y ins Leben gerufen hat, um ihre Work-Life-Balance zu stärken. Agilität ist als Denk- und Handlungsweise zu ver­stehen, die auf gelebten Werten und Prinzipien gründen. Unternehmen, die ein agiles Mindset kul­ti­vieren, sind fähig, pro­aktiv, anti­zi­pativ sowie initiativ auf not­wen­dige Veränderungen zu reagieren. Der Wandel hin zu einem sol­chen Mindset nennt sich agile Transformation.

Doch was ver­stehen Unternehmen selbst dar­unter, agil zu sein? Karriere.Haus hat die Frage an drei Leipziger Unternehmen wei­ter­ge­reicht, deren Arbeitsalltag von agilen Strukturen bestimmt wird.

Agilität meint, dass der Unternehmenspuls schneller schlägt

In Zeiten der Veränderung wird es Zeit für Veränderung. Erste Unternehmen ver­schie­dener Branchen haben das erkannt und ihr Mindset daran aus­ge­richtet. Drei von ihnen haben uns einen Einblick gewährt, was Agilität für sie im Arbeitskontext bedeutet.
 

„Agilität ist der Schlüssel zur Bewältigung von kom­plexen Zusammenhängen. Das gemein­same Erfahren, Lernen und Probieren in kleinen Zeitfenstern von wenigen Wochen ent­spricht unserer mensch­li­chen Intuition. Warum also inner­halb von Organisationen anders arbeiten? Agilität bestimmt bei F&P nicht nur die Arbeit inner­halb der Entwickler-Teams, son­dern hat sich zum Herzschlag unserer gesamten Firma ent­wi­ckelt. Wir prä­sen­tieren und feiern unsere Ergebnisse nach jeder Iteration, arbeiten kun­den­zen­triert und pro­fi­tieren von regel­mä­ßigen Feedbacks unserer User. Dabei erfahren wir als F&P viel über die Teamarbeit und die zwi­schen­mensch­li­chen Belange, die durch agiles Arbeiten zum Tragen kommen. Entscheiden auf Augenhöhe, selbst­or­ga­ni­siert han­deln und immer auf der Suche nach neuen Möglichkeiten. Retrospektiven, Open Spaces und lieber ein Feedback mehr sind für uns Gold wert auf dem Weg zur agilen Organisation.“
 
– Karsten Fanke, Agile Coach bei F&P GmbH

 

„Der Händlerbund ist ein gewach­senes Familienunternehmen, das heute mit 240 Mitarbeitern als euro­pa­weites 360° E‑Commerce-Netzwerk gilt. Ohne Agilität geht es im Digital Business nicht. Um als Unternehmen erfolg­reich zu bleiben, setzen wir auf das Mindset unseres Teams. Agilität beginnt mit der Einstellung, sich ständig wei­ter­ent­wi­ckeln zu wollen, getrof­fene Entscheidungen immer wieder zu hin­ter­fragen und offen für Richtungswechsel zu sein. Mit einem starken Team können wir unsere Flexibilität als Unternehmen best­mög­lich nutzen. Wir erfinden uns seit mehr als zehn Jahren immer wieder neu und ori­en­tieren uns bei der Gestaltung des Leistungsportfolios eng an den Bedürfnissen unserer Mitglieder. Nur die Services, die Online-Händler bei der Professionalisierung ihres Geschäfts unter­stützen, sind für uns rele­vant. Jede Idee ist nur so gut wie ihre kon­krete Umsetzung und ihr Nutzen.“
 
– Tim Arlt, COO Händlerbund

 

„Für unsere Arbeit gehen wir in Unternehmen und beschäf­tigen uns mit den Personen im Unternehmen. Wir erstellen Stories und Portraitserien zu jedem Mitarbeitenden rund um das Thema Unternehmenskultur, bspw. zur Fehlerkultur, Führungsstil und zur Organisation der Zusammenarbeit. Aus diesem Grund kann unsere eigene Arbeitsweise aus­schließ­lich agil funk­tio­nieren, da dieses Format von einem explo­ra­tivem Charakter lebt. Wir brau­chen zunächst einen detail­lierten Überblick der Kultur durch unsere Interviews mit den Mitarbeiter*innen, um inno­va­tive Medienformate zu ent­wi­ckeln oder viel­leicht die Entscheidung zu treffen, dass eine klas­si­sche Printbroschüre das rich­tige zum Erreichen des Ziels ist.“
 
– Sandra Hofmann, Gründerin des Employer Branding Büros Effektrausch

Die Auswirkungen einer agilen Transformation

Agilität ver­folgt das Ziel. dass Unternehmen kun­den­ori­en­tierter, schneller und fle­xi­bler agieren. Insbesondere große Konzerne sollen so auf kür­zerem Weg zur Entscheidungsfindung gelangen, um wett­be­werbs­fähig zu bleiben.

Dabei kann sich eine agile Transformation wie folgt auf Unternehmensprozesse aus­wirken:

  • Erzielen von lösungs­ori­en­tierten Reaktionen auf Veränderungen sowie Kundenbedürfnissen in kür­zester Zeit
  • Empowerment durch das Zutragen einer höheren Entscheidungskompetenz bei Teams und ein­zelnen Mitarbeitern
  • Abbau von Hierarchie-Ebenen durch die Selbstorganisation und Eigenverantwortung der Mitarbeiter
  • Stärkung einer auf Vertrauen, Offenheit und Transparenz basie­renden Unternehmenskultur, die moti­vie­rend auf Mitarbeiter wirkt
  • Stärkung der Innovationsfähigkeit eines Unternehmens durch Iterationen, die auf die Zufriedenheit der Kunden ein­zahlt

Aus dem Zusammenschluss der Resultate ergibt sich ein wei­terer Vorteil, der sich lang­fristig ein­stellt. Wer in Agilität inves­tiert, zieht aus opti­mierten Prozessen, moti­vierten Mitarbeitern und zufrie­denen Kunden erheb­liche Kostensenkungen für das Unternehmen. Es heißt schließ­lich nicht umsonst: Zeit ist Geld.