Sie sind ehrgeizig, selbstbewusst und übertrieben siegessicher – keine Frage, Generation Y bringt frischen Wind in Unternehmen. Die zwischen 1980 und 1995 geborenen Arbeitnehmer hinterfragen angestaubte Prozesse, denken längst begrabene Geschäftsideen neu und möchten aufgedeckte Optimierungspotentiale am liebsten noch heute umsetzen. Währenddessen rollt die Vorgänger-Generation entnervt mit den Augen. Unternehmen steht ein Generationskonflikt bevor, der von Entwicklungsgesprächen und Fluktuation begleitet wird.
Die im Zuge der Digitalisierung heranwachsende Generation Y strebt nach persönlicher Entfaltung im Berufsleben. Sinnhaftigkeit und Transparenz der eigenen Arbeit wird über Karriere gestellt. Der ausgeübte Beruf füllt ein Drittel der Lebenszeit, also soll er selbstredend auch erfüllend sein.
Den Digital Natives gegenüber stehen diejenigen, die jetzt die Führungspositionen in großen Konzernen besetzen. Aufgewachsen während der Sechzigerjahre und des Baby Booms haben sie die Karriereleiter mit Bravur erklimmen können, weil sie den strukturierten, meist starren Karrierepfaden ihrer vorherigen Chefs folgten. Ihre eigenen Nachfolger der Generation Y bahnen sich neue Wege, deren Ansprüche sich an den Anforderungen der New-Work-Bewegung orientieren. Flexible Arbeitszeiten, die Option auf Homeoffice, dazu ein bunter Strauß Zusatzleistungem.
HR-Abteilungen großer Konzerne üben sich im Generationskonflikt im Spagat: Während Führungskräfte offiziell gern von ihren jungen Mitarbeitern und deren Energie schwärmen, wird sich hinter vorgehaltener Hand eingestanden, dass das übersteigerte Selbstbewusstsein der Generation Y häufig fehl am Platz sei. Doch ist das so? Leiden die jungen Menschen von heute tatsächlich an notorischer Selbstüberschätzung? Oder schwingt Missgunst in den Äußerungen der erfahreneren Generation mit, angesichts der Mobilität und des Engagements der jungen Berufsstarter? Vermutlich liegt hier – wie so oft – die Wahrheit in der Mitte.
Fakt ist, die Generation Y ist unter anderen Umständen groß geworden. Praktika und Auslandssemester füllen die Lebensläufe der Millennials. Zeiten des Mangels kennen sie nicht. Im Gegenteil: Fachkräfte mit akademischem Hintergrund werden händeringend gesucht. In Bewerbungsgesprächen gehen sie nicht auf Forderungen ein, sie stellen die Forderungen an die Unternehmen. Gezielte Fragen nach Work-Life-Balance-Maßnahmen sind mittlerweile Standard.
Ein weiteres beobachtetes Phänomen: Nach etwa drei Jahren wird der Generation Y langweilig. Junge Arbeitnehmer suchen die nächste Herausforderung, ohne sich Gedanken über die Länge ihres Lebenslaufs zu machen. Drei Jahre lang dieselbe Tätigkeit auszuführen, ohne sich weiterzuentwickeln, macht jedoch mürbe. Mit dem Sinken der Hierarchien, die die Generation Y mitunter bewirkt hat, sinken auch die Aufstiegschancen innerhalb eines Unternehmens. War früher vielleicht doch alles besser?
Diese Frage des Generationskonflikts bleibt offen. Was Unternehmen bisher gelernt haben, ist jedoch: Jung und Alt gehören an einen Tisch. Um voneinander zu lernen, neue Ideen zu entwickeln und Erfahrungswerte auszutauschen.