Es ist eine traurige Wahrheit: Es gibt zu wenig Gründerinnen. Auch wenn wir uns einem Zeitalter der Gleichberechtigung befinden, hat diese noch nicht in allen Bereich Einzug gefunden. So zum Beispiel in der deutschen, aber auch internationalen Startup-Szene. Dabei braucht die Gründungslandschaft dringend mehr Unternehmen unter weiblicher Führung. Frauen in der Chefetage haben einen positiven Einfluss auf Unternehmen.
Wie der Deutsche Startup Monitor herausfand, lag der Anteil der Gründungen 2017, an denen mindestens eine Frau beteiligt war, bei 14,6 Prozent. Auch wenn es sich hier um eine Steigerung im Vergleich zum Vorjahr um 0,7 Prozent handelt, ist der weibliche Anteil an den Unternehmensgründungen dennoch recht gering.
Hinzu kommt, dass Gründerinnen häufig deutlich weniger Venture Capital erhalten als ihre männlichen Mitstreiter. So erhielten Startups mit mindestens einer Gründerin im ersten Quartal 2018 rund 3,6 Milliarden US-Dollar in Form von Venture Capital. Das ist zwar eine Steigerung um 60 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum, macht aber dennoch nur neun Prozent des VC-Kapitals aus, das weltweit in junge Unternehmen floss.
Die Frage nach den Gründen für die verhaltene Präsenz von Gründerinnen in der Startup-Szene, deckt verschiedene Ursachen auf. Zum einen kämpfen Gründerinnen mit anderen Herausforderungen als Männer. Zum anderen sind auch die Kapitalgeber häufig männlich. Das zeigt ein Blick auf die aktuelle Midas-Liste des Forbes Magazines, in der von 100 Investoren neun weiblich sind.
Nun liegt die Schlussfolgerung nah, dass sich männlichen Kapitalgebern die weiblichen Gründungsideen und Geschäftsmodelle nicht richtig erschließen. Dies war tatsächlich bei den Gründerinnen Jennifer Hyman und Jennifer Fleiss der Fall: Sie stellen die Geschäftsidee ihres mittlerweile 800-Millionen-Dollar Startups “Rent the Runway” einem überwiegend männlichem Publikum vor. Diese besprachen sich zunächst mit ihren Ehefrauen, bevor sie investierten. “Rent the Runway” ist ein Online-Service, der Designer-Kleidung zum Ausleihen anbietet.
Ein weiterer Grund scheint die bescheidenere Selbstdarstellung von Frauen zu sein. Eine LinkedIn-Auswertung ergab, dass die Profile der männlichen LinkedIn-Mitglieder über ein größeres Netzwerk und detailliertere Angaben zu Berufserfahrung und Kenntnissen aufweisen. Frauen sollten sich ähnlich verhalten und ihre Erfahrungen, Fähigkeiten und Stärken nicht unerwähnt lassen.
Um sie dabei zu unterstützen, gibt es zahlreiche Netzwerke speziell für Frauen wie Digital Media Women, Female Future Force, Fintech Ladies, Geekettes oder Global Digital Women. Außerdem wurden VC-Initiativen ins Leben gerufen, die sich explizit an Frauen und diverse Gründer richten, wie beispielsweise Grace Accelerator, Backstage Capital, Female Founders Fund oder SoGal Ventures.
Egal ob männlich oder weiblich: Wer gründet, braucht Mut und Visionen. Dabei können erfolgreiche Startups als Vorbild dienen, beispielsweise auf Messen, Konferenzen und sogar mithilfe sogenannter “Fuckup Nights”. Hier erzählen Startups von ihrem steinigen Weg zum florierenden Business – oder eben auch vom Scheitern und Wiederaufstehen.
Allerdings treten auch bei solchen Veranstaltungen überwiegend Gründer auf, mit denen sich dann männliche Gründungswillige häufig besser identifizieren können als weibliche. Daher sollten sich alle Gründerinnen ein Herz fassen und bei der nächsten Anfrage zu einem Expertenbeitrag, Interview oder Vortrag ja sagen. Um ihren weiblichen Kollegen Mut zu machen.
Dass eine größere Zahl von Gründerinnen der allgemeinen Startup-Szene gut tun würde, haben Wissenschaftler der Universität Hohenheim bereits 2016 herausgefunden. Nach ihren Berechnungen könnten dann pro Jahr 60.000 zusätzliche Unternehmen in Deutschland entstehen. Außerdem zeigte sich in ihren Untersuchungen, dass Gründerinnen über fünf Jahre zehn Prozent mehr Umsatz erwirtschafteten als Gründer.
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